THE LION SLEEPS TONIGHT

NIGHT SAFARI IM KRÜGER NATIONALPARK

3. Oktober 2019In SOUTH AFRICA STORIESBy Betti

Da man bis Sonnenuntergang den Nationalpark aus Sicherheitsgründen verlassen haben muss, gibt es leider keine Möglichkeit, dort nach Einbruch der Dunkelheit auf eigene Faust auf Entdeckungstour zu gehen. Unsere Gastgeber empfehlen uns, frühzeitig Plätze für eine der Night Safaris zu buchen. Gerade während der Hauptsaison sind die begrenzten Plätze sehr begehrt. Deshalb haben wir dann auch bereits in Deutschland über unsere Unterkunft den Night Drive durch den Krüger Nationalpark gebucht. Der Preis ist nicht sehr günstig und lag bei 480 Rand pro Person. Entsprechend hoch sind unsere Erwartungen an die nächsten 2 Stunden. Ich hoffte so sehr, endlich ein Stachelschwein entdecken zu können. Ich weiß, Stachelschweine sind normalerweise nicht unbedingt die beliebtestens Tiere, aber für mich ist es ein Insider aus meiner Zeit mit Ecotraining in Botswana – aber diese Geschichte erzähle ich euch gern ein anderes Mal.

Am Parkgate sollen wir uns mit dem Guide treffen. Aber bereits als wir ankommen, wissen wir, dass dies nicht unser schönstes Erlebnis werden wird. Viele Leute, viele aufgeregt quietschende Kinder und viel lautes Geschwätz. Keine optimalen Bedingungen für einen Night Drive oder überhaupt für eine Safari. Wir hatten uns schon gefragt, wie all diese Leute in einen Jeep passen sollten, bis wir das Gefährt sehen: einen Bus! Ja genau, ein umgebauter Bus!

Der Fahrer verteilt 4 Spotlights, größtenteils an die Kinder. Mit denen sollen sie während der Fahrt nach Tieren Ausschau halten. Der Guide erklärt zwar kurz, dass man tagaktiven Tieren, wie zum Beispiel Impalas, nicht in die Augen leuchtet, da sie sonst kurz durch dem Lichtimpuls ‘blind’ werden, aber das interessiert hier kaum jemanden. Auch nach wiederholten Hinweisen nicht. Jedes Impala wird bei Sichtung angeleuchtet und lauthals durch die Gäste angepriesen, was die Tiere natürlich sofort in die Flucht schlägt. Sehr schade ist auch, dass die Motorengeräusche und die aufgeregten Gäste hinter uns so laut waren, dass wir nichts von dem verstehen, das der Guide erklärte. Eigentlich ist es ein Wunder, dass wir überhaupt Tiere zu Gesicht bekommen. Ich frage mich, was wir alles entdecken könnten, wenn die Geräuschkulisse im Bus ein wenig zurückhaltender wäre.

Trotzdem kann der Guide dann doch noch einiges für uns entdecken. Ein Nashorn, Hyänen mit Kids und ein Rudel Löwen, das auf dem warmen Asphalt liegt und faul vor sich hin schlummert. Wisst ihr eigentlich, dass Löwen teilweise so faul sind und sich lieber anpinkeln anstatt aufzustehen und ihr Geschäft woanders zu verrichten? Wir bleiben eine ganze Weile bei dem Rudel und können uns kaum sattsehen an den 9 Löwen, die sich wie große Hauskatzen auf dem Rücken rollen und den warmen Teer geniessen.

Nach den Löwen ist die Zeit im Park aber auch fast schon vorbei und auf dem Rückweg zum Gate entdecken wir leider keine weiteren Tiere mehr. Aber so ist das eben. Schließlich ist ein Nationalpark kein Zoo und Sichtungen sind nicht garantiert – man könnte die Chancen aber durch rücksichtsvolles und angepasstes Verhalten durchaus verbessern.

Das ist einer der Gründe, warum unsere Erwartungen an die Nachtsafari leider nicht erfüllt wurden. Besonders über die Anzahl an Teilnehmern wundern wir uns sehr. Wir haben es uns kleiner und privater gewünscht, so dass man auch Fragen hätte stellen können und es keine Massenveranstatlung wäre.

Auch Fotos sind in einem so großen Fahrzeug nur schwer zu schießen, denn es ist immer irgendwer im Bild und der Fahrer kann nicht Rücksicht nehmen, bis 25 Personen das perfekte Bild geschossen haben. Irgendwie fühlt es sich nach Massentourismus an und nicht nach dem erwarteten eco-friendly Tourism, der sich in die Umwelt einfügt. Entsprechend gedrückt ist unsere Stimmung im Auto auf dem Weg zurück in die Unterkunft. Ohne viele Worte gehen wir ins Bett und hoffen darauf, dass der nächste Tag besser wird.