BETTY'S BAY

DIE PINGUINE AM STONY POINT

Pinguine in Afrika? Ja, ich war anfangs auch ein wenig verwundert, aber es gibt tatsächlich Pinguine in Südafrika. Genauer gesagt, gibt es hier Brillenpinguine, die hauptsächlich auf Inseln vor der südafrikanischen Küste leben. Ein paar wenige Kolonien gibt es aber auch auf dem Festland. Die wohl bekannteste Kolonie befindet sich am Boulders Beach in Simons Town. Aber auch Betty’s Bay ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Der kleine Küstenort liegt nur ca 30 Minuten von unserer Unterkunft in Sandbaai entfernt und ist unser erstes Ziel an diesem Tag.

Der Weg zum Stony Point, an dem die Pinguine leben, ist in dem idyllischen Örtchen gut ausgeschildert und es gibt dort auch einen großen Parkplatz, den man kostenlos nutzen kann. Wir steigen aus und werden von peitschendem Wind empfangen, so dass wir unsere viel zu dünnen Jacken anziehen. An einem kleinen Kassenhäuschen bezahlen wir pro Person 25 Rand Eintritt, der dem Schutz der Tiere zugutekommt. Bei unserem Besuch waren dies umgerechnet nur ca. 1,50 Euro für jeden.

Stony Point war bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch eine Walfang Station, was die Infrastruktur des Gebiets auch noch erahnen lässt. Man findet im Stony Point Nature Reserve nicht nur die kleinen Brillenpinguine, sondern auch Dassies und verschiedene Vogelarten, insbesondere Kormorane, die hier brüten. Um die Pinguine so wenig wie möglich zu stören, gibt es am Eingang einige Verhaltenshinweise in einem kleinen Reim zusammengefasst:

Welcome all, my name is Jack I’m a little penguin, white and black.

Here I live, wild and free, with my penguin family.

Try to keep your voices down, I’m a penguin not a clown.

Even though I walk real tall, you will notice I’m quite small.

I ask you kindly please don’t run I get scared and it’s no fun.

When I’m scared I try to flee which can cause an injury.

I’m wild don’t try to stroke, please don’t jump, shout or poke.

Place your litter in the bins, I eat fish not paper and tins.

I know your excited to visit me, so please respect our penguin colony.

Schon wenige Meter nach dem Kassenhäuschen sehen wir die ersten Pinguine! Wir laufen über einen erhöhten Holzsteg und können von dort aus die neugierigen Tiere gut beobachten. Der lange hölzerne Weg führt einmal durch die Pinguin Kolonie, welche heute auch nur wenig besucht ist, sodass wir in Ruhe den kleinen Frackträgern zusehen können. Es ist das erste Mal für uns beide, dass wir Pinguine in freier Wildbahn und aus so kurzer Distanz sehen und sie sind einfach zu süß. Die Brillenpinguine wirken an Land mit ihrem Watschelgang irgendwie unbeholfen und putzig. Im Wasser machen sie jedoch eine spitzen Figur und sind sehr agil und schnell. Bei jedem Pinguin bleiben wir wieder stehen und staunen nicht schlecht, als wir die Tiere krächzen hören. Man nennt Brillenpinguine auch Jackass-Pinguine und sie machen ihrem Namen alle Ehre – ihr Ruf erinnert an Eselsgeschrei.

Die Pinguine brüten direkt neben oder unter dem Steg in den Büschen und wir bekommen sogar die grauen Baby-Pinguine zu Gesicht. Der Holzsteg darf zum Schutz der Tiere und zu seinem eigenen Schutz natürlich nicht verlassen werden, denn nicht nur würde man damit in den Lebensraum der Vögel eindringen, nein auch die spitzen Schnäbel und knöchernen Flügel können ganz schön wehtun.

Woher wir das wissen? Nein, wir haben nicht versucht, einen Baby-Pinguin mit nach Hause zu nehmen, sondern wir waren später im Urlaub in einer Auffangstation für Meeresvögel und die Mitarbeiter haben uns dazu ausführlich berichtet und auch einige blaue Flecken gezeigt. Wir können euch einen Besuch im African Penguin and Seabird Sanctuary in Gansbaai nur empfehlen. Dort werden verletzte und unterernährte Pinguine versorgt und wieder aufgepäppelt. Sollte eine Auswilderung nicht möglich sein, finden sie dort ihr Zuhause.

Nach einiger Zeit können wir uns schließlich doch von den Little Waddlers losreißen und gehen zurück zum Auto. Am Parkplatz fällt uns noch ein Schild ins Auge, ‘Check under your car for penguins’. Da wir keinen der African Penguins verletzen möchten, machen wir das natürlich sofort und zum Glück hat sich auch keiner unter unserem Auto versteckt.