JESSICA THE HIPPO

30. September 2019In SOUTH AFRICA STORIESBy Connie

Jessica the Hippo – Auf Tuchfühlung mit einem Nilpferd? Yes! Der erste Stopp auf unserer Route und eines der Highlights, auf die wir uns bereits in Deutschland gefreut hatten, war Jessica the Hippo – ein Hippo zum Anfassen. Das klingt unglaublich? Das war es definitiv. Ein absolut einzigartiges und unvergessliches Erlebnis!

A hippotastic story – Wissenswertes zu Jessica

Jessica wurde Anfang 2000 geboren, zu einer Zeit, als es in Teilen Südafrikas und Mosambik eine verheerende Flut gab. Kurz nach der Geburt wurde sie von den Wassermassen mitgerissen und von ihrer Mutter getrennt. Glück im Unglück, landete sie am Ufer des Blyde Rivers und auch im Vorgarten von Tonie und Shirley Joubert. Das wenige Stunden alte Hippo Kalb war schwach und traumatisiert. Dank Tonies jahrelanger Erfahrung als Ranger wusste das Paar, wie sie sich um ein verwaistes Wildtier kümmern mussten. Den beiden war schnell klar, dass das kleine Nilpferd dringend ihre Hilfe benötigt. Sie tauften es auf den Namen Jessica und nahmen sich ihrer liebevoll an. Jessica erholte sich, wurde immer kräftiger und wuchs zu einem stattlichen Hippo heran.

Inzwischen ist Jessica ausgewachsen und lebt ‘wild’, sie kann also gehen und kommen wann sie will. Ihr Zuhause ist im Fluss vor dem Haus der Jouberts und dort bekommt sie auch immer wieder Besuch von ihren wilden Artgenossen. Laut den beiden hat Jessica auch ‘three boyfriends‘, die sie regelmäßig besuchen. Meistens sind sie aber im Morgengrauen bereits wieder im Blyde River verschwunden. Obwohl Jessica jederzeit Ihrer Wege gehen könnte, kommt sie immer wieder zurück zu Tonie und Shirley. Das regelmäßige Futter und Tee Angebot ist dabei auch nicht zu verschweigen und hat sicher seinen Anteil daran, dass Jessica so an diesen Ort gewöhnt ist.

Mit Sicherheit ist das eine mehr als außergewöhnliche Situation und es gibt so schnell nicht nochmal ein Nilpferd, das Menschen so nah an sich heranlässt und sich sogar anfassen und füttern lässt. Generell gelten (wilde) Nilpferde als eines der gefährlichsten Tiere in Afrika. Sie sind jährlich für etliche menschliche Opfer verantwortlich. Obwohl sie Pflanzenfresser sind und Menschen nicht als ihre Nahrungsquelle sehen, sind sie doch bekannt dafür, schnell anzugreifen und sogar Autos zu demolieren. Die größte Gefahr geht am Ende von ihren mächtigen Kiefern und massiven Eckzähnen aus, nicht wie oft zuerst angenommen von ihrem stattlichen Gewicht und ihrer Größe. Jessica ist in dieser Hinsicht sicher einzigartig, zutraulich und auf Menschen bezogen. Daher kann man auch als Besucher Zeit mit Jessica verbringen und ihr so nahe kommen wie wohl keinem anderen ausgewachsenen Flusspferd.

Meeting Jessica – Wie wir tatsächlich ein ausgewachsenes Hippo anfassen

Von unserer Unterkunft in Hoedspruit sind es nur gute 20 km bis zu Jessica. Allerdings ist die Anfahrt etwas holprig und führt über eine lange Schotterpiste, vorbei an Plantagen und einem Giant Baobab Tree. Unser Besuch bei Jessica beginnt mit einer Info-Runde durch eine Mitarbeiterin. Wir bekommen ein kurzes Video zu sehen und können danach alle Fragen stellen, die wir zu Jessica haben.

Ehrlicherweise machen die Hippo ‚Eltern‘ im Video einen doch etwas schrägen Eindruck. Sie sprechen über Jessica wie über ein eigenes Kind und lassen sie, wenn sie das möchte, im Haus auf der Couch schlafen. Laut Film, sind so wohl auch schon einige Sofas unter Jessica zusammengebrochen, who would have thought that. Allein das folgende Zitat, zu finden auf ihrer Homepage, zeigt das doch etwas bizarre Verhältnis zwischen den beiden. Dennoch lassen sie aber keinen Zweifel daran, dass sie sich um das Flusspferd sorgen und Jessica ein sicheres Umfeld bieten möchten.

“Jessica is so gentle; she is a tremendous boost for our physical and mental wellbeing.[…] Jessica is the most wonderful precious thing, she is so unique and special, and needs to be appreciated.”

Nach dem Video, das tatsächlich sehr informativ, aber auch unterhaltsam ist, geht es hinunter an den Fluss auf eine kleine Plattform. Jessica ist tatsächlich auch bereits da. Und ja, so ein Nilpferd ist ganz schön beeindruckend und vor allem ganz schön groß! Die Mitarbeiterin demonstriert uns zuerst genau wie wir uns ihr nähern sollten, wo wir uns auf dem Steg aufhalten können und wie wir sie füttern bzw. anfassen konnten. Laute Gespräche sind hier zum Beispiel tabu, wir werden angewiesen, maximal zu flüstern.

Als der Körnereimer und schließlich auch die Teeflasche leer sind, zieht Jessica sich in den Fluss zurück. Wir gehen davon aus, hiermit ist dann wohl unsere Zeit bei ihr auch leider vorbei. Aber zu unserem Glück kommt sie nach ein paar Minuten nochmal an die Plattform zurück. Aus freien Stücken. Denn wie am Anfang erwähnt, Jessica ist zu keiner Zeit eingesperrt, sie kann zu jederzeit gehen. Wenn sie sich dafür entscheidet in den Fluss zu verschwinden, dann ist die Besuchszeit damit auch beendet.

Auch wenn wir vor unserem Besuch nicht genau wussten, wie wir uns so eine Nilpferdhaut vorstellen sollen, sind wir doch irgendwie überrascht. Auf der Schnauze wachsen viele kleine Härchen, die sich ein wenig stoppelig anfühlen. Die Haut ist dick, sehr fest und fühlt sich ein wenig wie Leder an. Der Körper ist übersät mit Narben, die vermutlich aus territorialen Kämpfen mit Artgenossen stammen. Für uns beide ist dies ein absolut unvergessliches Erlebnis, da sind wir uns jetzt schon sicher!